"Seit seiner Existenz wurde Glas mit edlen Steinen und Metallen wie Gold und Silber gleichgesetzt...
Nicht die Rohstoffe..., sondern die Schwierigkeiten bei der Schmelze und die komplizierten Verarbeitungsverfahren machten Glas zu einer Kostbarkeit."  (2)

Was ist eigentlich " Lampwork "?


Brenner

Die Bezeichnung " Lampwork " leitet sich von der alten Bezeichnung "Glasbläserlampe" für der Brenner der Glasbläser her und bezeichnet allgemein die Arbeit mit Glas vor einer offenen Flamme.

Nachdem Ende des 20. Jahrhunderts die Herstellung kleiner Kunstwerke am Brenner und damit auch die Herstellung von handgemachten Glasperlen wiederentdeckt wurde und sich zuerst besonders in den USA zunehmender Beliebtheit zu erfreuen begann, bürgerte sich dafür der Begriff " Lampwork " ein.

Dieser kehrte gemeinsam mit dem Interesse an diesem alten Handwerk einige Jahre später nach Europa zurück.

Davon leitet sich auch die englische Bezeichnung " lampwork beads " für Lampwork-Perlen ab. Beads ist das englische Wort für alle Perlen, die man nicht in einer Muschel findet - nur diese sind " pearls ".

Im deutschsprachigen Raum werden Lampworkperlen auch als Wickelperlen oder Wickelglasperlen bezeichnet, da das heiße Glas um einen Edelstahlstab (Dorn) gewickelt wird.

Das " Loch " - meist als " Perlenkanal "bezeichnet - in der Glasperle entsteht dabei durch den Dorn, um den das zähflüssige heiße Glas gewickelt wird.



Perlen lila grün

Rund um Glas und Perlen


  • Die Technik ist im Grunde die gleiche, die Perlenmacher seit Jahrtausenden anwenden - Glas wird auf bis zu 1000°C erhitzt, dann wird die zähflüssige Masse um einen Metallstab "gewickelt" - und sehr langsam abgekühlt (getempert).
    Dabei entsteht immer nur eine individuelle Perle, worin auch ein entscheidender Unterschied zur industriellen Glasperlenproduktion liegt.
  • Außerdem sind bei der manuellen Herstellung die Gestaltungsmöglichkeiten ungleich größer.
    Nur so lassen sich die vielen Details herausarbeiten, welche einen großen Teil der Faszination von Glasperlen ausmachen.


  • Nach Einführung der industriellen Produktion geriet das Handwerk der Herstellung der kleinen handgewickelten Wunderwerke lange Zeit in Vergessenheit und wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.


  • Komplizierte Muster und Überfänge lassen sich auch heute nicht industriell herstellen - alle Lampwork-Perlen sind in aufwändiger Handarbeit gefertigte Einzelstücke.


  • Für die handwerkliche Perlenherstellung wird heute überwiegend sogenanntes Weichglas mit einem Ausdehnungskoeffizenten (ASK) von ca. 104 verwendet.


  • Dieses Glas wird von verschiedenen Herstellern in vielen Farben angeboten (inzwischen mehreren hundert) - und es kommen ständig neue hinzu: und jede Einzelne dieser Farben hat ihre eigenen, speziellen Eigenschaften wie Temperaturempfindlichkeit oder Reaktionsverhalten, welche man nur durch Probieren kennen lernen kann - und die sich häufig auch noch von Charge zu Charge ändern:


    Trugschluss

    Du denkst Dir dies, du denkst die das,
    du denkst, du wüsstest was vom Glas.
    doch wirst du allzu oft belehrt,
    dass diese Ansicht grundverkehrt !

    Du denkst vielleicht: erlernt man nur
    die Theorie der Glasstruktur,
    dann löst man spielend und bequem
    jedwedes Silikat-Problem.

    Und wenn du noch so gut strukturst:
    der Schmelze ist das alles wurst,
    und du bleibst weiter gramgebeugt
    wie jeder Mensch, der Glas erzeugt.

    Günter Steinke

  • Ich verwende unter anderem thüringer, lausitzer, böhmisches, bayerisches, venezianisches von verschiedenen Herstellern aus Murano, chinesisches und us-amerikanisches Glas.


  • Heute stehen mit Propangas betriebene spezielle Brenner (Eingas- oder Zweigasbrenner, bei letzteren wird zusätzlich zum Propan noch Sauerstoff benötigt) und zusätzlich digital gesteuerte Temperöfen zum kontollierten Abkühlen zur Verfügung, aber die Herstellungstechnik selbst hat sich kaum geändert.


  • Die traditionelle Tempermethode besteht im sehr langsamen Abkühlen im hinteren - kühleren - Teil der Flamme auf ca. 500°C.


  • Anschließend werden die Perlen bis zum vollständigen Abkühlen in Isoliermaterial gesteckt, heute wird meist Vermiculit verwendet - welches allerdings in historischer Zeit nicht zur Verfügung stand.


  • Dass diese Methode bei richtiger Anwendung sehr wirksam ist, beweisen Funde von hervorragend erhaltenen, teilweise Jahrtausende alten Perlen.
    Zu rasches Abkühlen würde zu Spannungen und damit über kurz oder lang zum Platzen der Perle führen.


  • Das ist leider ein Problem, welches häufig - nicht zwangsläufig - bei billigeren (importierten) Perlen - wenn diese zwar auch per Hand, aber in Masse und damit unter Zeitdruck produziert werden - auftritt.
    Diese Perlen weisen oft im Perlenkanal noch eine dicke Schicht krümelnden Trennmittels auf, welches sich dann vom fertigen Schmuckstück aus gern über das Dekolletè verteilt.
    Wenn man versucht, diese zu entfernen oder die Perle auf irgend eine andere Weise beansprucht wird, zerspringt sie meist, wie ich bei derartigen Versuchen feststellen musste.
    Das ist dann ein (verspäteter) Hinweis darauf, dass auf das zeit- und kostenaufwändige Tempern verzichtet wurde.
    Auch darin unterscheiden sich handgefertigte Unikate von Massenprodukten.


  • Um sicher zu gehen, dass wirklich keine Temperaturspannungen auftreten, werden heute Temperöfen eingesetzt, in denen die Glasperlen kontrolliert abgekühlt werden. Diese Methode kann auch noch nach einiger Zeit eingesetzt werden, indem die Glasobjekte zunächst langsam wieder erwärmt und anschließend getempert werden. Erforderlich ist das besonders bei größeren und unregelmäßigen Objekten.


SRA

Eine umfangreiche Seite über die Geschichte der Glasperle und historische Methoden zur Herstellung finden Sie hier:  dotwww.derglasperlenmacher.de.


farben glas

Glasstäbe in vielen verschiedenen Farben


...braucht man, da sich Glas sich nicht so mischen lässt wie übliche Farben, gelb und blau ergibt also wahrscheinlich nicht grün. Das liegt daran, dass die Farben meist durch Metalloxide und -salze erzeugt werden, welche bei den hohen Verarbeitungstemperaturen miteinander reagieren.


So entstehen Pink- und Rottöne durch Gold, Grüntöne durch Kupfer und Elfenbein enthält Sulfide. Die genaue Zusammensetzung ist allerdings auch heute noch ein gehütetes Geheimnis der jeweiligen Hersteller und variert oft zwischen den verschiedenen Chargen.


Besonders interessante Effekte lassen sich durch Gläser mit hohem Silberanteil erzeugen.


Aber auch die einzelnen Farben reagieren unterschiedlich je nach Verarbeitunstemperatur und Milieu (oxidierend oder reduzierend). Dadurch lassen sich mit manchen Gläsern völlig unterschiedliche Farben und Effekte erzeugen. Es gibt beispielsweise mehr als zehn verschiedene farblos-transparente Gläser.


Das Wissen, wie genau die jeweiligen Farben sich miteinander und bei Verschiedenen Temperaturen sowie diversen anderen Einflüssen verhalten, erfordert einiges an Erfahrung.
Das muss letztlich jeder Perlenmacher durch genaue Beobachtung und ständiges Testen selbst herausfinden.. Eine genaue Anleitung dafür zu geben, ist praktisch unmöglich - das wussten schon die alten Glasmacher.


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